Wilhelm Knobloch und das Atomzeitalter


Eine Ortsbesichtigung mit Förster Wilhelm Knobloch, dem ältesten Kernkraftgegner Deutschlands

Der Stacheldraht ist weg. Nur ein einfacher Maschendraht trennt die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe noch vom umgebenden Wald. Zeichen des Rückzugs. Aber der Förster a. D. Wilhelm Knobloch ist noch nicht zufrieden. "Diese Teufelsbrühe ist erstens selbst erhitzend", schimpft er, "und zweitens hoch explosiv".

Was den 74jährigen erzürnt, nennen Atomtechniker Hawc (high active waste concentrate). Fast 20 Jahre lang, von 1971 bis 1990, wurden in Karlsruhe wie sonst in Europa nur noch im französischen La Hague und im britischen Sellafield abgebrannte Brennstäbe aus Atomkraftwerken wieder aufgearbeitet. Zurück bleibt bei diesem Prozess eine salpetersaure Lösung, die eine ganze Reihe von neu entstandenen Spaltprodukten enthält - eine gefährliche Atomsuppe. Etwa 70 000 Liter lagern hinter dem Zaun und warten auf die Ewigkeit.

Wilhelm Knobloch ist Deutschlands dienstältester Atomkraftgegner. Manchmal umrundet er dieser Tage die gesamte atomare Großanlage mit dem Fahrrad. Im Körbchen hat er dann den Geigerzähler, den er vor Jahrzehnten gekauft hat. Hin und wieder stoppt er und prüft die Strahlung im Gras: tack, tack, tack, nichts Ungewöhnliches zur Zeit. Das war in den letzten 33 Jahren nicht immer so.

Produziert 1998 von:
3sat
DIE ZEIT TV/ZDF

Autor: Gerold Hofmann
Kamera: Jonnie Döbele
Ton: Bert Schäfer

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