Verstrahlt und vergessen - 20 Jahre nach Tschernobyl


In Tschernobyl geschieht am 26. April 1986 das Unvorstellbare. Als der Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks explodiert, wird ein Albtraum zur entsetzlichen Realität. Bei dem Versuch, die Katastrophe einzudämmen, sind Feuerwehrleute mehrfach tödlichen Strahlendosen ausgesetzt. Drei Wochen später sind tatsächlich fast alle von ihnen tot. Über das Ausmaß der Strahlenverseuchung dringen nur spärliche Informationen nach außen. Die frühsommerliche Hitze, unzureichende Schutzmaßnahmen und Unkenntnis setzen die Rettungskräfte größten Gefahren aus.

Der radioaktive Fallout macht die direkte und weitere Umgebung Tschernobyls zur unbewohnbaren Zone. Ein gewaltiges, unbekanntes Gemenge radioaktiver Stoffe startet einen Angriff auf Menschen, Tiere und die Natur. Filmemacher Christoph Boekel hat lange Jahre in Russland gelebt. Er hat Menschen kennen gelernt, die Opfer der Atomkatastrophe wurden. Sein Dokumentarfilm zeichnet Schicksale nach und lässt Augenzeugen zu Wort kommen, deren Leben durch die Katastrophe von Tschernobyl tief greifend verändert wurde. Der junge Künstler Dmitrij Gutin war in den letzten Tagen seines Militärdienstes zum Bau einer Eisenbahnlinie in der hoch verstrahlten Zone um den explodierten Reaktor abkommandiert. Er starb nach langen Leidensjahren kurz vor seinem 40. Geburtstag. Wladimir Gubarew war Chefredakteur des Wissenschaftsteils der "Prawda", dem Zentralorgan der KPdSU. Als privilegierter Journalist durfte er kurz nach der Havarie in die "Zone" reisen und seine Beobachtungen veröffentlichen. Er hatte schon Erfahrung - durch seine Nähe zu den Mächtigen war er bei Atombombenversuchen zugelassen.

Filmemacher Christof Boekel hat seine spätere Frau Marina und den Tonmeister Mischa Gapejew 1987 bei einem Film über seinen Vater kennen gelernt. Gapejew arbeitete 1986 wenige Wochen nach der Explosion des Atomreaktors an einem Film über die Eindämmung der Katastrophe mit. Er ist einer der wenigen Überlebenden des damaligen Filmteams. Der eindringliche aus der persönlichen Sichtweise von Regisseur Christoph Boekel erzählende Dokumentarfilm ist ein Requiem für die Opfer und eine Mahnung vor dem bedingungslosen Vertrauen in den Fortschritt.

Produziert 2006 von:
ARTE
Christoph Boekel

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