Atomstrom für Afrika

Neue Chance für alte Technik aus NRW

Sie war der Stolz der Ingenieure: In den 60ern entwickelt in der Kernforschungsanlage in Jülich, sollte die so genannte Hochtemperatur-Technik eine saubere und ungefährliche Nutzung der Atomenergie ermöglichen. Eine Kernschmelze schien ausgeschlossen, die Gefahr eines radioaktiven Unfalls gering. Doch die Pilotanlage, der THTR 300 in Hamm-Uentrop ging in die Geschichte ein als eine der größten und teuersten Industrieruinen in Deutschland. Bis heute gibt das Land Millionenbeträge jährlich aus, um die strahlende Hinterlassenschaft zu bewältigen. Atomkraft, gleich welcher Art, schien passé.

In Deutschland ist die einst zukunftweisende Technologie nahezu vergessen. Nicht so in Japan, China, den USA, Indonesien oder Südafrika: Dort wird die Spitzentechnologie aus NRW gern genutzt, um Hochtemperatur-Reaktoren zu bauen. Eine Pilotanlage in Kapstadt soll Vorbild sein für mindestens 20 weitere Reaktoren dieses Typs - mit Unterstützung aus der ehemaligen Kernforschungsanlage in Jülich. Auch Firmen wie der Dortmunder Anlagenbauer Uhde und BHR sind daran beteiligt und verdienen mit – der TÜV-Rheinland begutachtet die geplante Anlage.

Dabei ist die Technik nicht weniger umstritten als vor 20 Jahren: In Kapstadt wird seit 10 Jahren der neue Reaktor entwickelt, ohne dass der Baubeginn in Sicht ist. Inzwischen haben sich Bürgerinitiativen gebildet, die die Inbetriebnahme verhindern wollen, und auch am Forschungszentrum Jülich, das die Technik einst entwickelt hat, regen sich kritische Stimmen.

Produziert 2008 von:
Martin Herzog
WDR - Hier und Heute

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